Irgendwie habe ich das Gefühl, das Thema “agil” ist durch. Jedenfalls, was “agile Führung” angeht. Kommt ein neues Thema in den Mainstream? Darauf deuten zwei Veröffentlichungen im Herbst.
Denn die Systemtheorie, bisher vor allem Insidern vorbehalten, hat sich mit einem Buch von Christina Grubendorfer “The real Book of Work” in den Mainstream bewegt. Und das Systemische Führen damit in den Dunstkreis von Menschen gebracht, die sich bisher eher für bunte Mindsets und einfache Rezepte begeisterten.
Um euch einen schnellen Überblick zu geben, habe ich Christina Grubendorfer in mein Weiterdenken-Studio geladen.
Ich. bin jedenfalls gespannt, ob es gelingen kann, etwas so Abstraktes zugänglich zu machen. Meiner Meinung nach müssten dafür die Grenzen zu anderen Disziplinen endlich weicher gezogen werden.
Und ich habe da eine These: Das könnte Frauen besser gelingen als der geschlossenen, weit überwiegend männlich systemtheoretisch dominierten Szene. Denn da gilt es auch mal, das eigene hohe Ross zu verlassen.
Hier die wichtigsten Essentials zum Thema “Systemisch führen”, bevor es losgeht:
Es geht nicht um einen neuen Führungsstil, sondern um das Steuern komplexer sozialer Systeme. Daran sind Personen beteiligt, aber auch Strukturen. Und meiner Meinung nach künftig auch KI.
Das systemische Führen muss auf mehreren Ebenen stattfinden: Selbstführung, Mitarbeiterführung, Teamführung und die Organisationsführung.
Der Mensch steht hier nicht im Mittelpunkt, sondern Kommunikationen. Das ist mehr als das gesprochene Wort und umfasst auch die Kommunikationen der Vergangenheit, die ziemlich resistente Muster ausgeprägt haben. Aufgrund dieser Muster verhalten die Menschen in der Organisation sich irgendwie… schwer verständlich für Außenstehende.
Führung ist nicht mit irgendwelchen idealen Handlungen oder gar dem Mindset von Personen verbunden. Laut Niklas Luhmann ist Führung vielmehr ein soziales Prozess, der ganz unterschiedliche Qualitäten verlangt.
Führung lässt sich in einer Führungsschleife analysieren, die an den Deming-Kreis erinnert: Überprüfen, Entscheiden, Umsetzen - und wieder einmal rum. Wir sagen bei Teamworks „Führen ist das Beeinflussen der Richtung von Bewegung und Intervenieren in kritischen Situationen“. Das meint genau das: Überprüfen, ob geschieht, was geschehen soll… etwa um Innovationsführer zu bleiben. Oder um die Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Jedes Mitglied in einem sozialen System kann führen. Luhmann sagt dazu „soweit es in der Lage ist, den Ton anzugeben“. Nun gut, diese Aussage ist aus dem Jahr 1964, also anno pief. Wenn wir an die (Über-)Prüfungs-Chancen durch KI denken, ist das Thema noch nicht Zuende gedacht.
Führung bedeutet auch angemessen auf Veränderungen in der Umwelt zu reagieren. Das Wort “angemessen” ist natürlich denkbar schwammig. Denn es lässt sich nur vom Ende her sehen, ob etwas angemessen war… Und selbst da ist es maximal auf die Gesamtheit der Führung zurückzuführen, kaum auf einzelne Führungshandlungen.
Und nun hört rein in 60 hoffentlich lehrreiche und unterhaltsame Minuten mit Christina. Ich spreche mit ihr z.B. auch darüber, warum die Literaturverzeichnisse von Systemtheoretikern so männlich dominiert sind.
Wollt ihr das Thema nachbereiten und tiefer tauchen, hier meine zwei Buchtipps:
Weiter: Lesen, Sehen & Hören
·Christina Grubendorfer und Christina Ackermann (Vahlen 2023): The real Book of Work. Mein Fazit: Leichte Lektüre mit schönen Illustrationen und ohne erhobenen Zeigefinger. Sympathisch und undogmatisch. Was ich auch im Podcast anmerke:Von 40 Literaturempfehlungen 10% Frauen.
Thorsten Groth und Timm Richter (Carl Auer, 2023): Wirksam führen mit Systemtheorie: Kernideen für die Praxis. Mein Fazit: Theoretisch fundiert im Carl-Auer-Stil. Etwas Dogma drin, z.B. „Gebote“. Und auch hier habe ich gezählt: Von 43 Literaturempfehlungen 4 Frauen.
Mehr mentale Modelle? Dann empfehle ich dir mein Buch! Unter Mindshift-Tools erhältst du demnächst konkrete Coaching-Ideen.
Foto: istock Paul Bradbury
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Dein Nextlevel: Im nächsten Jahr sind zwei 4-Tages-Kurse mit mir auf Gut Kattendorf in Schleswig-Holstein geplant. Der erste findet im April statt. Er richtet sich an Menschen, die gezielt an sich selbst arbeiten möchten - um wirksamer mit den Herausforderungen der Transformation umzugehen. Dafür müsst ihr ein Ich-Entwicklungsprofil haben (IE-Profil, Steges etc.) oder noch erstellen wollen. Frühzeitige Anmeldung ist wichtig. Infos.
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