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Juli 25, 2023Gelikt von Svenja Hofert

Liebe Svenja Hoffert,

die Polarität in Ihrem Artikel zwischen dem Denken „in Modellen“ und „ohne Modelle“ regt mich zum teilweisen Widerspruch an.

Aus konstruktivistischer Sicht bin ich der Überzeugung, dass wir nicht ohne Modelle denken können. Ein Modell ist der Versuch, der vereinfachten Darstellung des Originals.
 Wir brauchen diese Vereinfachungen, um Komplexität zu reduzieren. Allerdings dürfen wir das Modell ( = Landkarte) nicht mit der Wirklichkeit ( = Original) verwechseln.

Hier teile ich Ihre Kritik. Ich glaube, dass gerade im Beratungsbereich viele Modelle selbst für die Wirklichkeit gehalten werden. Das ist naiv und mitunter gefährlich.

Was wir also brauchen, ist die Fähigkeit uns dabei zu beobachten, wie wir die Wirklichkeit beoachten. Also: Kennen wir die Brillen, mit denen wir beobachte? Wir sollten uns bewusst sein, welchen Modelle wir gerade benutzen und bereit, diese immer wieder einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Denn jedes Modell basiert auf einem eigenen Theoriekonzept. Es ist uns häufig nur nicht bewusst.

Sie schreiben: "Dabei bräuchte man vor allem die Fähigkeit, sich einzufühlen in Raum und Menschen." Das teile ich uneingeschränkt. Aber auch das geschah, aufgrund verschiedener Modelle, die Sie über "Einfühlen, Räume und Menschen" miteinander geteilt haben - bewusst oder unbewusst.

Haben Sie in Ihrer Summer School wirklich „ohne“ Modelle beobachtet? Oder haben Sie sich möglicherweise von den bisher typischen Modellen emanzipiert und sich neuer, eigener Modelle bedient, deren Landkarte differenzierter war und ihnen geholfen hat, die Wirklichkeit mehr und besser zu erkennen.

Ich teile Ihre kritische Sicht zum unreflektierten Gebrauch von Modellen. Ich glaube allerdings, es geht nicht ohne Modelle. Wir brauchen einen professionellen und erkenntnistheoretisch bewussteren Umgang mit Modellen. Ich würde es als die Fähigkeit zum "Beobachten unserer Beobachtung" beschreiben.

Viele Grüße

Dietmar Nowottka

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