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Warum Narzissten Veränderung treiben
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Warum Narzissten Veränderung treiben

Nr. 57 ... und das gut sein kann - ein Gespräch mit Prof. Dr. Mitja Back

Narzissmus und Veränderung: Die wichtigsten Essentials auf einen Blick

Die Fakten zu Narzissmus

  1. Jeder hat Narzissmus - nur einige mehr als andere: Narzissmus ist erst einmal vor allem eines: Eine Eigenschaft, deren Ausprägung sich messen lässt. Narzisstinnen sind jene, die überdurchschnittlich viel von dieser Eigenschaft haben. Doch jeder von uns trägt etwas davon in sich. Die mit dem Narzissmus einhergehende Eitelkeit kann nicht nur mit plumper Angeberei, sondern auch demonstrativ edel daherkommen. Narzisstinnen können auch mit unglaublicher Hilfsbereitschaft, Güte und anderer beglückenden Weisheit zeigen, wie besonders sie aus ihrer Sicht sind.

  2. Narzissmus ist etwas völlig anderes als eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Aber selbst diese ist umstritten - und im Januar 2022 aus der Norm ICD-11 herausgefallen. Das “Krankheitsbild” sei zu diffus. Das wurde als “Psychorevolution” von den Medien aufgenommen (Link dazu im Kasten).

  3. Das in der Öffentlichkeit verbreitete Bild von Narzissten ist falsch und veraltet. So gibt es z.B. keine Evidenz dafür, dass Narzissten traumatisiert sind, leiden würden oder in Wahrheit unsicher seien. 

  4. Die Sicht von Therapeuten beherrscht die Diskussion und das Bild von Narzissmus: Therapeutinnen haben aber typischerweise selten Berührung mit funktionalem Narzissmus und sehen eher dessen krankmachenden Seiten, obwohl diese statistisch selten auftreten. Therapeuten haben wahrscheinlicher mit erfolglosen Narzissten zu tun.

  5. Schubladen helfen uns nicht weiter: Wenn wir Verhalten, das uns selbst fordert, mit dem Etikett “Narzissmus” versehen und damit etwas Krankhaftes meinen, das einem anderen zugeschoben werden kann, dann dient das vor allem einem - der persönlichen Erleichterung.

  6. Narzissten sind nicht empathielos: Sie können die Gefühle und Gedanken anderer Menschen relativ normal einschätzen, räumen dem aber eben oft keine Priorität ein und kümmern sich nicht so stark darum.

  7. Narzissmus kann sich mit nahezu jeder anderen Eigenschaft verbinden: Aber es gibt gewisse Wahrscheinlichkeiten. So geht Narzissmus zum Beispiel öfter mit Extraversion, Risikoneigung und Selbstsicherheit einher.

    Narzissmus und Veränderung

  1. Narzisstinnen können Veränderung antreiben: Sie sind häufig eher bereit, sich überdurchschnittlich reinzuhängen und mehr als der Durchschnitt zu leisten. Wer, wenn nicht ein Narzisst, würde Familie und Privatleben hintenanstellen für den Erfolg? Wir brauchen diese Menschen - auch ihre größere Bereitschaft zu mutigen Schritten und Einsatz.

  2. Narzissmus sorgt für Wettbewerb: Die mit dem Narzissmus einhergehende Erfolgsorientierung steuert Narzissten so, dass sie den Vergleich mit anderen suchen. Dies kann auch in einem Umfeld geschehen, das von Augenhöhe und Gleichheit geprägt sein will. Nur subtiler.

  3. Narzissten können Weltenretterinnen sein: Es gibt sogar Narzissten, die sich für menschheitsrelevante Themen einsetzen. Sie tun es vielleicht, weil sie hierdurch Anerkennung und Bewunderung gewinnen. Dadurch, dass Narzisstinnen ihre Stärken bewusst sind und diese effizient einsetzen, kann hiermit trotzdem Gutes getan werden.

  4. Narzissmus hat positive und negative Seiten. Welche Seite zum Tragen kommt, hat auch mit Fähigkeiten und dem Umfeld zu tun. Haben wir es mit Egomanen zu tun, die gar nicht so gut sind, wie sie denken? Wäre eigentlich gerade Absicherung nötig und man lässt sie trotzdem einfach machen? Das ist schlecht. Haben wir es mit kompetenten Narzissten zu tun? Gilt es etwas Neues zu wagen und gibt es Kontrolle? Das bringt eher Erfolg und dämmt die negativen Folgen.

  5. Menschen mit höherem Narzissmus finden sich oft im Top-Management. Hier können die damit verbundenen Eigenschaften beispielsweise dann positiv wirken, wenn eine neue Richtung eingeschlagen werden soll. Moderne Führungssysteme sollten so gebaut sein, dass nicht eine Person alles entscheiden kann, sondern Kontrollmechanismen eingebaut sind.

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Weiter: Lesen, Sehen & Hören

  • Was bedeuten die Änderungen in der ICD-11? Dazu im Deutschlandfunk über die Psychorevolution.

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