Du hörst mich heute von einer Insel: Korsika. Das ist eine Insel mit einer Tradition des Muts. Man hat sich nie unterworfen, auch dem Tourismus nicht. Gleichwohl bedeutet Mutigsein hier etwas anderes als anderswo. Bestimmte Verhaltensweisen wären hier nicht mutig, sondern Selbstmord. Falls du “Asterix auf Korsika” kennst, weißt du, was ich meine. Es sind nicht nur die Wildschweine.
Immer nur im Kontext verständlich
Mut lässt sich immer nur im Kontext verstehen, auch wenn wir ihn auf die organisationale Ebene ziehen. Manche Forscher wollen eine Eigenschaft in ihm erkennen, also etwas Individuelles. Danach sind einige Menschen mutiger als andere, was sich in der Glockenkurve abbilden lässt. Aber sind sie auch überall so mutig? Und wann sind sie es nicht? Die positive Psychologie sieht “Mut” als Tugend. Jeder braucht sie also, nur die Dosierung unterscheidet sich.
Zwei ganz unterschiedliche Mut-Arten
Mein eigenes Weiterdenken-Labor teilt Mut in zwei Bereiche: Da gibt es den sozialen Mut und den Handlungs-Mut. Beim Handlungs-Mut gehe ich ein Risiko ein, z.B. sportlicher Natur. Es hat immer auch etwas mit Risikobereitschaft zu tun. Und erreicht schnell einen Kipppunkt. Ist es mutig bei Windstärke 9 im Meer zu kiten? Oder ist es wagemutig, übermutig - oder schlicht Wahnsinn?
Beim sozialen Mut traue ich mich etwas, was gegen die Normen und Regeln ist, also gegen meist ungeschriebene Gesetze verstößt. Aber was sind diese genau? Das weiß nur jemand, der drinsteckt. Denn das Ungeschriebene hat eine Tradition, die oft nur die “Alten” kennen. Deshalb ist der Mut eines neuen Teammitglieds nicht zu vergleichen mit dem Mut von jemand, der schon 20 Jahre dabei ist.
Der und das Neue ist immer gefährdet
Das bedeutet im Übrigen nicht, dass der “Neue” mutiger sein darf. Auch “das Neue” ist meist nur verbal gefragt. Eine Überdosis kann auch hier, mit Verlaub “tödlich” enden. So etwa, wenn ein neu eingestellter Mitarbeiter die anderen derart challengt, dass sie aus ihrer Komfortzone mit sozialen “Waffen” zurückschießen: “Das geht so nicht” oder “das macht man bei uns nicht” ist da wahrscheinlich noch das Harmloseste. Viel stärker wirken die unbewussten Abwehrmechanismen, bisweilen bis zum Mobbing des Mutigen. Oder bis zur kompletten Abwehr der mutigen Idee.
Mutiger sein? Ja, aber was bedeutet das im Kontext?
Und so ist manch einer, der aufgrund seines Muts, Dinge auszusprechen, auch wieder gegangen worden… Wer länger dazu gehört, ahnt diese Dinge und ist Ausrufen wie “mutiger sein” gegenüber natürlich kritisch. Fast immer kennen wir Beispiele, wo das gehörig daneben gegangen ist. Das “Neue” erfreut nie, weil es immer das “Alte” challengt - und mit ihm Sicherheit und errungenen Status.
Der Mutige braucht dann einen Rang, der den Mut erlaubt. Der König kann leicht mutig sein, aber sein Narr ist immer in der Gefahrenzone, Narrenverhalten also höchst funktional. Es braucht die Rolle zum Mutigsein - und die Bereitschaft mit den Konsequenzen des im Mut enthaltenen Normenbruchs zu leben.
Da wären wir bei den persönlichen Eigenschaften: Das fällt bestimmten robusten Naturen leichter. Es ist auch lebensphasenbedingt einfacher: Wer nichts mehr zu verlieren hat, auch keine Karriere, kann leichter Mut aufbringen. Er oder sie beschäftigt sich auch mehr damit, weil anderes nicht (mehr) ablenkt.
Nonkonventionalismus paart sich leichter mit Mut als sein Gegenteil. Mut muss nicht zuletzt auch geübt werden. Deshalb entfaltet er sich leichter in reflektieren Umfeldern. Wenn wir gewohnt sind, Elefanten im Raum sichtbar zu machen, sind wir flexibler in unseren Positionen. Das macht die Rangdynamik nach Schindler deutlich. Wir können dann “Alpha”, “Beta”, “Gamma” und auch “Omega” - und beherrschen den Wechsel.
Ja, Mut braucht Übung. Und was ist dein Trainingsfeld?
Viel Spaß diese Woche beim Mutigsein!
Svenja Hofert
Weiterlesen und -sehen
Asterix auf Korsika findest du in allen Buchhandlungen :-)
Über die Rangdynamik spreche ich hier:
Tiefer einsteigen & mich kennenlernen
Mit dem Thema arbeiten wir praktisch bei “New Organizing” auf Gut Kattendorf, 10.-13.7.24. Hier werden keine Wundermodelle und neue Ansätze vermittelt. Es geht darum, Lösungen für die Fälle der Teilnehmenden zu finden. Vorkenntnisse hilfreich. Noch Plätze frei. Info.
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