Ode an das kritische Denken

Nr. 105 Ich bin unkritisch krank :-)

So ein Virus hat mich erwischt. Eine App, die ich in Krankenbettlangeweile bemühte, meldete mir, dass meine Stimmlage nunmehr ein “Bass” sei… Scherz beiseite: Mit dem geplanten Podcast wird es heute nichts, Audioaufnahmen sind gerade undenkbar.

Deshalb heute ausnahmsweise eine Zweitwertung - meine Ode über kritisches Denken. Sorry, falls du es schon bei Linkedin gelesen hast.

Hören könnt ihr mich diesmal extern - aktuell im HR “DERTAG”-Podcast mit dem Titel “Bloß nix verändern. Sind jetzt alle konservativ?” Sarah Wagenknecht und so, rechts oder links und warum wir diese Schubladen einfach nicht aufgeben können…

Bis nächsten Sonntag in alter Stimmfrische :-)

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Jeder will dich. Auf den Listen der Zukunftskompetenzen stehst du stets weit oben. Doch wenn du dann deinen großen Auftritt hast, schweigt das Publikum – oder buht dich aus.

Was wäre, wenn das, was du sagst, wirklich wahr wäre?

Als kritisches Denken erkennst du sofort, wo etwas unlogisch ist, wackelig oder gar brüchig in der Argumentation. Du siehst Widersprüche, Ungereimtheiten, Fadenscheinigkeit.

Und nimmst dabei keine Rücksicht auf Zugehörigkeiten, ignorierst Statusunterschiede und stellst stets die Sache in den Mittelpunkt.

Neulich habe ich dich genutzt, um erbetenes Feedback zu einem Konzept zu geben. Doch offenbar stellte das zu viel Grundlegendes in Frage. Das ist eben dein Charakter:

Du drängst dich in Personen, Situationen, Kontexte – und wirfst Fragen auf, wo die Antwort doch so sicher schien.

Du fusionierst mit deinen Trägern und Trägerinnen. Deshalb bist du nicht immer gleich zu erkennen.

Du entthronst den König, der sich nur durch deine Abwehr zu behaupten weiß.

Du als kritisches Denken stehst nie allein auf der Bühne, sondern agierst immer in Kontexten, Rollen, sozialen Gruppen und spielst dein individuelles Drama. Man hält dich gern draußen, denn du widersprichst zwangsläufig der Norm.

Deshalb muss dir ein Kunststück gelingen. Wenn du es schaffst, dort aktiv zu werden, wo deine Kritik selbst die Norm bildet und hohen Status bedingt.... dann wirst du gehört! Aber gerade da droht dir besondere Gefahr.

Denn kritisches Denken verliert sich mit zunehmender Macht.

Und wehe du sprengst diesen Rahmen, fügst dich keinen Insignien, keinem Lockruf.

Als Wissenschaftler bekommst du dann keine Forschungsgelder mehr, als Praktiker keine Aufträge... Und als Politiker wirst du von deiner Partei geschasst und vom Bürger nicht wiedergewählt – denn dass du richtig lagst, zeigt sich oft erst eine Generation oder Legislaturperiode später.

Als kritisches Denken gehst du den Dingen auf den Grund. Du stellst die Bindung zugunsten der Sache zurück. Deshalb scheint es manchmal, als seist du der Gegenpart zur Empathie. Aber das kann nur jemand denken, der sich von dir verletzen lässt und diesen Unterschied nicht sehen will.

Denn in Wahrheit denkst du schon längst weiter – und weißt, dass deine Stunde später schlägt. Dann, wenn immer mehr erkennen, dass du richtig lagst. Bevor du dann Mainstream wirst, haust du aber ab.

Eine Liebesbeziehung mit dir ist eben verdammt schwierig.

Termine

• “Psychologie der Veränderung”, Extratermin im Dezember,

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