Nr. 106: Und du triffst sie in 15 Sekunden: Gespräch mit Andreas Ollmann
“Die Gegenwart in unserem Gehirn ist 15 Sekunden lang. Was wir ab Sekunde 16 machen, ist schon Zukunft.” (Andreas Ollmann)
Ich interpretiere das so, dass es sich auch auf unseren Umgang mit den Meinungen anderer bezieht. Mit dem, was wir für eine “Irrung” oder “Wirrung” halten.
Und da gibt es ja Stoff genug.
“Ich finde diesen J.D. Vance richtig gut”, sagte meine britische Gesprächspartnerin beim Café.
Soll ich ehrlich sein? Ich habe sein Buch gelesen. Und es ist wirklich gut geschrieben. Ich habe darin einiges über Einwanderergeschichte und die Hillbillys gelernt, das ich so nicht wusste. Aber in meiner Bubble erlebe ich manchmal, dass es nicht möglich ist, die amerikanische Politik und deren Vertreterinnen differenziert zu betrachten. Es wird gleich bewertet. Wer solche Bücher liest, wählt Trump - so geht der Zirkelschluss.
Nicht nur dort: Als eine sonst redefreudige Bekannte plötzlich kurz angebunden gegenüber Israelis wurde, die wir vor einem Kulturdenkmal trafen, fiel ich bei der Begründung - sie nannte die Politik Netanjahus und nahm damit alle Einwohner in Sippenhaft - vom Glauben ab.
Die politisch-kulturellen Prägungen, die der Psychologe Jonathan Haidt als “Moral Foundations” für die USA erforscht, haben tiefes Spaltungspotenzial. Und deshalb ist die Frage von Demokratie in Unternehmen keine romantische. Mit den gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, mit kultureller, aber auch politischer Diversität gefährden wir nicht zuletzt auch Produktivität und bremsen Innovationskraft.
Mal ehrlich: Werden wir noch im Team zusammenarbeiten können, wenn du von mir weißt, dass ich Vance Biografie gelesen habe?
Nehme dir 15 Sekunden. Frage dich: Was kommt bei mir an? Was löst es aus? Und was hat das, was es auslöst mit dir zu tun?
Das ist das, was Viktor Frankle meinte mit “zwischen Raum und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegen unsere Freiheit und die Möglichkeit, unsere Antwort zu wählen”. Es sind die 15 Sekunden - nur etwas poetischer.
15 Sekunden haben wir Zeit, um die Dinge anders zu machen. Das ist der “Space” der Gegenwart, in dem wir uns entscheiden können. Entscheiden, eben nicht in unsere gewohnten Muster zu gehen.
Im Podcast sprechen Andreas und ich aber nicht über konkrete Politik.
Er erzählt vielmehr von seinen Anti-Antidemokratieworkshops, gibt Zweifel zu, nennt positive Beispiele und formuliert eine Hypothese, warum es in Deutschland so schlecht läuft.
“Deutschland war schon immer langsamer…. Und das wäre ein Hoffnungsschimmer.” Andreas Ollmann.
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