Hast du einen Chef oder eine Chefin? Würde es auch ohne sie gehen? Und wenn ja wie? Was wären die Voraussetzungen?
Die nächsten Wochen haben unsere Ausbildungsteilnehmer Prüfungen. Sie bringen ihre Fälle ein. Darunter war ein besonders spannender: Ein Unternehmen, bei dem sich der Chef und Gründer aus Altersgründen zurückziehen wird. Den Laden sollen dann die bisherigen Mitarbeiterinnen “schmeißen”, denn betriebliche Nachfolge ist auch nicht mehr so leicht zu finden…
Appetizer aus dem Praxis-Podcast:
Das Vorhaben, selbstorganisiert und/oder cheffrei zu arbeiten, begegnet mir immer wieder. Kann das gelingen? Unter bestimmten Voraussetzungen – es braucht dazu „3R“.
Was sich hinter diesen Buchstaben verbirgt, erfahrt ihr km Audio zu diesem Beitrag. Vorher will ich mal einen „Metalog“ versuchen. Das ist ein Format, das auf Gregory Bateson zurückgeht. In den vergangenen Ausgaben habe ich öfter über notwendige Diskurse gesprochen. Beides sind Formate dafür.
Beim Metalog geht es darum, ein Thema für die Beteiligten erlebbar zu machen. Ziel, ist keine zentrale Erkenntnis oder gar eine Vereinbarung, wie etwas verstanden werden soll wie beim Sokrates Gespräch. Es geht dabei auch darum Widersprüche im Denken zu finden. Im Metalog dagegen wird das Thema in der praktischen Bedeutung für die Gesprächsteilnehmenden erforscht. Das geht ohne Moderation, wohingegen es beim Sokrates Gespräch eine Moderation braucht.
Also, los geht es:
A: Ich frage mich, ob es ein Unternehmungen geben kann, die keinen Chef hat. Einer muss ja die Ansagen machen. Also damit nicht das passiert was bei Gruppenarbeiten in der Schule üblich ist: Einer ist der Dumme, der sich Sonntagsnachts nich reinhängt. Und alle kriegen dann die 1.
B: Was sind denn Ansagen? Heißt dass, das jemand sagen muss, wohin es geht oder dass jemand Entscheidungen trifft, wie etwas gemacht wird? Ein Segelboot braucht auch keinen Chef. Es braucht nicht mal den Skipper, wenn die Leute genügend Erfahrung haben.
A: Also sind es die Erfahrungen, die im Mittelpunkt stehen? Aber, wer sagt dann, wo das Schiff hinsteuern soll?
B: Wir haben uns vorher auf das Ziel des Törns geeinigt, als wir neulich unterwegs waren.
A: Schwierig wird es vielleicht, wenn es einen Mensch über Bord gibt und wir zugleich im Sturm sind. Wer macht dann was?
B: Damit das nicht im Chaos endet, braucht es Ordnungen. Wer macht was? Was tun wir im Notfall? Das muss nicht nur festgeschrieben sein, das muss jeder verinnerlicht haben.
A: Aber ist Ordnung nicht wie ein Chef? Nur dass wir uns nicht an einem Menschen, sondern in gewisser Weise an einer Sache orientieren. Die Sache ist Chef.
B: Dafür muss das aber auch jeder anerkennen und verstehen. Das heißt wahrscheinlich, dass das nur mit wenigen Menschen funktioniert. Und nicht wenn einem die Sache egal ist.
A: Wenn einem die Sache egal ist, ist sie nicht Chef.
B: Im Grunde heißt das ja, es geht um Prioritäten. Die Sache ist wichtiger. Aber wie soll das gehen, wenn etwas Ungeplantes eintritt? Dann funktionieren die Prioritäten nicht.
A: Dann müssen die Leute das erkennen können.
B: Wahrscheinlich braucht es dann jemand, der die Macht übernehmen darf. Also jemand, der doch Ansagen macht, ohne Chef zu sein. Das geht vermutlich nur, wenn es noch einer anderen Sache dient. Dem gemeinsamen Überleben im Sturm vielleicht.
A: Und wenn es nicht so direkt stürmt, braucht es wieder den Leuchttum… Es braucht etwas, das verbindet. Denn am Ende geht es doch darum, dass ein fluide Form entsteht. Etwas, dass sich aus sich selbst heraus zusammenhalten kann.
Weiter geht es mit den “3R” und einigen Tipps für deine Praxis.
Deine Svenja
PS: Wer praktisch anVeränderung und Transformation arbeitet, kann seine speziellen Fragen und Themen in meiner Masterclass Nextlevel vertiefen. Melde dich jetzt an oder schreib mir bei Fragen.
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